Interview mit Klaus Zellmer, CEO von Skoda – Die Zukunft der E-Mobilität bei Skoda
In meinem neuesten Interview hatte ich die Gelegenheit, mit Klaus Zellmer, dem CEO von Skoda, über die Zukunft der Elektromobilität, aktuelle Herausforderungen und kommende Modelle zu sprechen. Dabei gab es viele spannende Einblicke – und einige überraschende Antworten!
„Benzin im Blut, Strom im Herzen?“
Ich habe mir den Move Mobility Podcast der Auto Motor & Sport angehört. Der Einstieg war: „Du hast Benzin im Blut.“ Das glaube ich dir sofort – jemand, der aus Zuffenhausen kommt und aus der Stadt mit dem Stern.
Aber wie sieht's aus – steht das Benzin jetzt unter Spannung mit der Elektromobilität, oder hast du mittlerweile auch Strom im Herzen?
Klaus: Ich habe auch Strom im Herzen! Bei Skoda gibt’s ja beides – vom Enyaq und Elroq bis hin zum Kodiaq Diesel. Unsere Aufgabe ist, das anzubieten, was die Kunden wollen, nicht das, was ich persönlich bevorzuge.
Was braucht es für den Durchbruch der E-Mobilität?
Matthias: Die E-Mobilität hat in manchen Ländern den Durchbruch geschafft – China boomt, Norwegen ist durch, aber in Deutschland, Österreich, der Schweiz oder Tschechien sieht’s anders aus.
Was fehlt? Was ist der Tipping Point?
Klaus: Die Kosten sind ein zentraler Faktor – sowohl für die Anschaffung als auch für den Betrieb. Dazu kommt die Ladeinfrastruktur, die Akzeptanz und die Verhaltensänderung.
Ein großer Punkt ist auch die Reichweitenangst. Viele kaufen ein Auto für den unwahrscheinlichsten Fall – den Schrank von IKEA, der vor fünf Jahren mal transportiert wurde.
Die Kostenfrage: Warum sind europäische Elektroautos teurer?
Matthias: Preis ist ein großes Thema – vor allem bei europäischen Herstellern. Arbeitskosten, Energiepreise und vor allem die Batteriekosten sind hoch.
China ist vertikal integriert, BYD produziert alles vom Rohstoffabbau bis zum fertigen Auto. Ihr müsst Batterien zukaufen – was tut ihr, um das zu ändern?
Klaus: Batterien sind 40 % der Kosten eines E-Autos. Wir bauen die Batteriesysteme für den Konzern sehr effizient und hochwertig hier in Mladá Boleslav.
Aber der nächste Schritt ist klar: Eigene Batteriezellen. In Salzgitter, Kanada und Valencia bauen wir Werke für eine tiefere vertikale Integration.
Trotzdem: In China gibt es Batterien für unter 70 € pro kWh – da kommen wir aktuell nicht hin. Der Elroq kostet für den Kunden so viel wie ein Karoq, aber unser Ergebnisbeitrag ist deutlich geringer.
Droht Skoda langfristig Innovationskraft zu verlieren?
Matthias: Skoda hat bei Verbrennern große Entwicklungskompetenz – MQB-Plattform, kosteneffiziente Produktion.
Aber MEB A0 (kleiner ID.2, Raval) wurde an Seat vergeben, Software liegt bei Cariad. Schwächt das nicht langfristig eure Innovationskraft in der E-Mobilität?
Klaus: Nein. Wir sind sehr effizient in der Produktion und bauen Kompetenzen für die Zukunft auf.
Plattform-Know-how liegt noch im Konzern, aber das kann sich mit der SSP-Plattform neu verteilen. Wir sind stolz, dass der Enyaq das meistverkaufte E-Auto in Deutschland war – vor Tesla und allen anderen. Und: Die Batteriemontage in Mladá Boleslav ist ein starkes Kompetenzfeld.
Elroq vs. Karoq – Das Preisargument fällt
Matthias: Der Elroq kostet so viel wie der Karoq – eine Premiere! Hat er das Potenzial, den Karoq zu überholen?
Klaus: Das hängt von den Rahmenbedingungen ab. Karoq: 120.000 Einheiten pro Jahr – das muss der Elroq erst erreichen. Aber helft uns – das ist ein tolles Auto!Übrigens: Der Preis ist kein Argument mehr, aber die Marge ist beim Elroq deutlich niedriger.
Wann kommt der elektrische Skoda-Kombi?
Matthias: Skoda ist die Kombi-Marke – der Octavia Kombi ist ein Bestseller. Wann kommt der elektrische Kombi?
Klaus: Er kommt – aber erst mit der SSP-Plattform. MEB ist zu hoch, daher haben wir uns mehr Zeit genommen, um den perfekten Kombi zu bauen. Und MEB Plus ist real – nicht nur ein Gerücht!
Matthias: Der E-Citigo war beliebt, aber nicht wirtschaftlich. Wird es einen Nachfolger geben?
Klaus: Ja, aber erst um 2027. VW entwickelt gerade ein Einstiegsmodell unterhalb des ID.2 – wir warten ab, was daraus wird. Das größte Problem? Kleine Autos mit Batterie sind wirtschaftlich schwer darstellbar.
Software – Was können Kunden erwarten?
Matthias: Software und E-Mobilität gehören zusammen. Software 2 & 3 in der ersten Generation waren problematisch. Jetzt kommen Updates auf 3.7, aber viele Kunden fragen sich: Gibt es neue Funktionen oder nur Bugfixes?
Klaus: Die Hardware der ersten Generation hat ihre Grenzen. Wir holen so viel raus, wie möglich, aber neue Funktionen sind technisch nicht immer machbar.
Matthias: Zweite Generation mit Software 4.0 bis 5.4 – aber bislang kein Update für bestehende Fahrzeuge. Warum klappt das nicht?
Klaus: Updates auf bestehende Fahrzeuge zu bringen ist technisch komplexer als bei der Produktion. Wir sind da vorsichtig, weil Fehler große Auswirkungen haben können. Aber: Wir arbeiten daran!
Matthias: Die Presse sieht Cariad bereits am Ende, Rivian kommt als neuer Software-Partner. Wie geht’s weiter? Was bedeutet das für bestehende Kunden?
Klaus: Cariad hat einen schweren Start gehabt, aber sich massiv verbessert. Rivian bringt frischen Wind, aber: Bestehende Systeme bleiben erhalten. Wir wären verrückt, bestehende Kunden im Regen stehen zu lassen.
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