Allrad oder Heckantrieb? Welcher Antrieb für den Skoda ENYAQ oder ELROQ passt zu Dir?

Besonders seit der Heckantrieb (RWD) in den neuen ENYAQ- und ELROQ-Modellen mit dem APP550-Motor die gleiche Leistung wie die Allrad-Variante (AWD) hat, bekomme ich oft die Frage: Braucht man wirklich AWD oder reicht der Heckantrieb völlig aus?

Eine einfache Antwort gibt es nicht – denn es hängt stark von den eigenen Bedürfnissen und Fahrbedingungen ab. Zudem ist der Allradantrieb in Skoda-Elektroautos nicht permanent aktiv, sondern wird vom Auto nach Bedarf zugeschaltet – mit einer Ausnahme, dem Traction Mode.

In diesem Artikel schauen wir uns an, wie sich die Antriebsvarianten unterscheiden, welche Vor- und Nachteile sie haben und wann der Allradantrieb wirklich zuschaltet.


Leistung & Beschleunigung – Unterschiede fast verschwunden?

Früher hatten die AWD-Modelle immer einen spürbaren Leistungsvorteil gegenüber den RWD-Modellen. Doch mit dem neuen APP550-Motor sind die Unterschiede auf dem Papier fast verschwunden:

Modell Leistung (kW / PS) Drehmoment (Nm) 0–100 km/h (Sek.)
Enyaq 85 (RWD, APP550) 210 kW / 286 PS 545 Nm ca. 6,7 s
Enyaq 85X (AWD, APP550) 210 kW / 286 PS 679 Nm ca. 6,6 s
Enyaq RS (AWD, APP550) 250 kW / 340 PS 679 Nm ca. 5,5 s

Fazit:

  • 85 RWD & 85X AWD haben nahezu identische Beschleunigungswerte.

  • Der RS ist weiterhin das leistungsstärkste Modell, auch wenn er noch nicht als ELROQ RS und ENYAQ Facelift erhältlich ist.

  • AWD Modelle haben ein höheres Drehmoment, was sich im Anfahrverhalten und auf rutschigem Untergrund bemerkbar macht.


Effizienz & Verbrauch – Ist der AWD wirklich ein Stromfresser?

Ein wichtiger Punkt ist der Verbrauchsunterschied zwischen den Varianten. Hier gibt es zwei Effekte:

  • Der zweite Motor in AWD-Modellen sorgt für geringfügig höheren Verbrauch, selbst wenn er nicht aktiv ist da die Leistungselektronik weiterhin mit Strom versorgt wird. Zudem kommt es zu minimalen Induktionsverlusten da der Rotor mit der Antriebsachse verbunden bleibt, auch im Freilauf.

  • AWD Skoda Elektrofahrzeuge sind etwas schwerer, was den Verbrauch leicht erhöht, aber auch die Rekuperation verstärkt.

Fazit:

  • Die AWD Modelle verbrauchen real etwa 5-10% mehr als die heckgetriebenen Modelle.

  • Im Winter kann ein AWD Skoda Elektroauto durch effizientere Traktionsverteilung Vorteile haben.

  • Wer viel Langstrecke fährt, spart mit RWD etwas Energie & bekommt mehr Reichweite.

  • Vieles davon ist allerdings auch abhängig von der persönlichen Fahrweise, denn der Allrad ist nicht permanent aktiv.


Fahrverhalten & Traktion – Wo macht der Allrad wirklich Sinn?

Der entscheidende Unterschied zwischen RWD und AWD liegt im Fahrverhalten auf verschiedenen Untergründen.

Fahrbahnzustand RWD (Heckantrieb) AWD (Allradantrieb)
Trockene Straße Sehr effizient, gute Balance, sportliches Fahrgefühl Stabil, aber kein großer Vorteil gegenüber RWD
Nasse Fahrbahn Kann an Traktionsgrenzen kommen, besonders bei starkem Beschleunigen Bessere Traktion, sicherere Beschleunigung
Schnee / Eis Kann rutschig sein, besonders beim Anfahren und in Kurven Mehr Grip, stabilere Fahrweise, sicherer in Kurven
Bergauffahren Kann Probleme bei geringer Traktion haben Mehr Zugkraft, einfacher in schwierigen Bedingungen
Schnelle Kurvenfahrten Heck kann ausbrechen, dynamisches Fahrverhalten Stabiler, weniger Rutschgefahr
Fahren auf Schotter oder Offroad Schwieriger, kann schnell Traktionsprobleme bekommen Besserer Halt, bessere Kontrolle
Langstreckenfahrten / Autobahn Niedrigerer Verbrauch, höhere Reichweite Minimal mehr Verbrauch, aber kaum Vorteil

Fazit:

  • Für gelegentliche Fahrten auf Schnee und Eis kann man auch Schneeketten oder Reifensocken nutzen.

  • Wer in schneereichen Gebieten lebt oder oft in die Berge fährt, profitiert deutlich von einem AWD Fahrzeug, besonders wenn nicht schwarzgeräumt wird.

  • Allrad gibt zudem oft ein stabileres & sichereres Fahrgefühl – aber durch moderne Traktionskontrollen sind auch RWD-Modelle inzwischen gut kontrollierbar.


Variabler Allrad – Wann und wie schaltet AWD zu?

Im Gegensatz zu klassischen, permanenten Allradsystemen arbeitet der variable Allradantrieb in Skoda Elektrofahrzeugen nach dem Bedarfsprinzip. Das bedeutet: Der vordere Elektromotor wird nur dann aktiviert, wenn das System einen Traktionsverlust erkennt oder eine Leistungsanforderung vorliegt. Dadurch wird Energie gespart und die Reichweite optimiert, ohne auf die Vorteile des Allradantriebs verzichten zu müssen.

Bedingung Wird AWD zugeschaltet? Grund
Anfahren auf rutschigem Untergrund (Schnee, Regen, Schotter) Ja Um Traktionsverlust zu verhindern
Schnelles Beschleunigen Ja Verhindert Durchdrehen der Hinterräder
Schnelle Kurvenfahrt Ja Verbessert Stabilität & Grip
Bergauffahren Ja Erhöht Traktion bei Bedarf
Plötzlicher Lastwechsel Ja Falls Traktionsverlust erkannt wird
Konstante Fahrt auf trockener Straße Nein Maximiert Effizienz & Reichweite
Autobahnfahrt ohne Traktionsverlust Nein Kein Bedarf, um Energie zu sparen
Gleichmäßige Geschwindigkeit auf gutem Untergrund Nein AWD wird nur bei Bedarf aktiviert
Traction Mode (bis 20 km/h) Ja AWD bleibt dauerhaft aktiv

Der Traction Mode – Einzige Möglichkeit für permanenten AWD

Für Situationen, in denen ein kontinuierlicher Allradantrieb gewünscht ist, gibt es den Traction Mode. Dieser hält den vorderen Motor aktiv und sorgt für permanente Traktion – allerdings nur bis 20 km/h. Danach übernimmt das System wieder die Kontrolle und schaltet AWD nach Bedarf zu.


Anhängelast – RWD vs. AWD

Wer einen Anhänger oder Wohnwagen ziehen möchte, sollte sich die Anhängelast der Skoda Enyaq-Modelle genau anschauen. Diese variiert je nach Modell, Antrieb und sogar Zulassungsland.

Grundsätzlich gilt für alle Enyaq und Elroq Modelle für ungebremste Anhänger eine maximale Anhängelast von 750 kg. Bei der gebremsten Anhängelast hingegen liegen die Unterschiede.

Modell Anhängelast (Deutschland, 12 % Steigung) Anhängelast (Deutschland, 8 % Steigung) Anhängelast (Österreich & Schweiz)
Enyaq / Elroq 50 (RWD) 1.000 kg 1.000 kg 1.000 kg
Enyaq /Elroq 60 (RWD) 1.000 kg 1.200 kg 1.000 kg
Enyaq 80 (RWD) 1.000 kg 1.200 kg 1.000 kg
Enyaq / Elroq 85 (RWD) 1.000 kg 1.200 kg 1.000 kg
Enyaq 80X (AWD) 1.200 kg 1.400 kg 1.200 kg
Enyaq 85X (AWD) 1.200 kg 1.400 kg 1.200 kg
Enyaq RS (AWD) 1.200 kg 1.400 kg 1.200 kg

Wie oft gibt es Steigungen über 8 % in Europa?

In der Praxis sind Steigungen von mehr als 8 % auf europäischen Straßen eher selten. Insbesondere auf Autobahnen und Bundesstraßen kommen sie kaum vor. Dort werden Steigungen meist so gestaltet, dass sie für Lkw und Gespanne problemlos befahrbar sind.

  • Steigungen über 8% kommen häufiger in Bergregionen vor, z. B. in den Alpen, Pyrenäen oder in Norwegen.

  • Auf kleineren Land- und Nebenstraßen kann es durchaus vorkommen, dass Steigungen über 8 % oder sogar über 12 % auftreten.

  • Beispiel: Der Hasenpfad in Ranstadt-Dauernheim (Hessen) hat sogar 29 % Steigung.

Fazit: Wer oft einen schweren Anhänger oder Wohnwagen zieht, ist mit AWD besser bedient, da hier bis zu 1.400 kg möglich sein können – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen. Für leichtere Anhänger bis 1.000 kg reicht RWD völlig aus.


Wendekreis – Ein oft unterschätzter Unterschied

Ein wichtiger, aber oft übersehener Unterschied zwischen den Antriebsvarianten ist der Wendekreis. Der ENYAQ Facelift und der ELROQ mit Heckantrieb haben einen Wendekreis von gerade einmal 9.3 Metern, während die Allradmodelle einen Wendekreis von 10.8 Meter haben. Das sind zwar 1.5 Meter mehr, aber dennoch ist auch der Allrad-Wendekreis beachtlich klein.

Warum ist das so?

  • Der RWD hat nur eine angetriebene Achse hinten, was es ermöglicht, die Vorderräder stärker einzuschlagen.

  • Beim AWD sind beide Achsen angetrieben, wodurch der maximale Lenkeinschlag der Vorderräder mechanisch eingeschränkt ist.

Was bedeutet das in der Praxis?

  • In der Stadt und engen Parkhäusern ist der RWD deutlich wendiger. Ein Unterschied von 1,5 Metern kann im Alltag den entscheidenden Vorteil bringen, wenn Du beispielsweise in engen Straßen manövrieren musst.

  • Beim Einparken oder Wenden auf schmalen Straßen benötigt der AWD mehr Platz und muss eventuell ein zusätzliches Manöver machen.

  • Auf der Autobahn oder Landstraße fällt der Unterschied hingegen nicht ins Gewicht, da dort keine engen Lenkbewegungen erforderlich sind.


Zusammenfassung – Welcher Antrieb ist die richtige Wahl?

Die Entscheidung zwischen RWD (Heckantrieb) und AWD (Allradantrieb) hängt stark von den persönlichen Anforderungen und den häufigsten Fahrbedingungen ab. Beide Systeme haben ihre Vor- und Nachteile, die man bei der Fahrzeugwahl berücksichtigen sollte.

RWD kann die bessere Wahl sein für:

  • Fahrer:innen, die den niedrigsten Verbrauch und maximale Reichweite möchten.

  • Häufige Langstrecken- und Stadtfahrten bei gemässigtem Wetter/Klima.

  • Ein sportliches Fahrgefühl mit guter Balance und Dynamik.

AWD kann die bessere Wahl sein für:

  • Fahrer:innen, die oft auf rutschigen, verschneiten oder unbefestigten Straßen unterwegs sind.

  • Personen, die ein stabileres Fahrverhalten und mehr Traktion wünschen.

  • Eine höhere Fahrsicherheit bei schlechten Witterungsbedingungen zu schätzen wissen.

Wichtig: Der Allrad in Skoda Elektroautos ist nicht dauerhaft aktiv, sondern wird nur bei Bedarf zugeschaltet. Die einzige Möglichkeit, Allrad permanent zu aktivieren, ist der Traction Mode, der jedoch nur bis 20 km/h funktioniert.

Mein Tipp: Wer in Regionen mit mildem Wetter lebt und Wert auf Effizienz legt, ist mit RWD bestens bedient. Wer jedoch oft mit Schnee, steilen Straßen oder schlechten Fahrbedingungen konfrontiert ist, wird die Vorteile von AWD deutlich spüren.


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Ladeleistung beim Skoda Enyaq Facelift – 85 mit 135kW vs. 85x mit 175kW

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Skoda EV News 02-2025